Crashfahrt

Trainingstagebuch

Vaters 20-Kilo-Bike habe ich mittlerweile getauscht gegen ein solides Kettler-Alu-Rad von Vaters Freund H., der im ganzen Jahr ungefähr so viel fährt, wie ich an einem guten Tag vor dem Frühstück. Das heißt, er kann das Rad ein paar Tage entbehren und hat es für meine Ruhrgebietsradeleien sorgfältig entstaubt und geputzt.

Aus dem Ruhrtal geht es eine alte Bahnstrecke entlang ins Bergische Land. Das schöne an Bahnstreckenradwegen ist ja, dass sie in der Regel einen recht modernen Fahrbahnbelag haben und eventuelle Steigungen gering und extrem gleichmäßig verlaufen. In diesem Fall sind es zwei Prozent über eine Länge von 10 Kilometern, hier muss ich noch mal mit dem Rennrad hin, perfekte Trainingsstrecke.

Auf dem Heimweg bemerke ich bei einem kleinen Stop eine Unregelmäßigkeit an der Rücktrittbremse, irgendetwas scheint da zu blockieren. Also noch mal fahren, Bremstest, zack vom Sattel auf die Stange gerutscht, aua das tut weh, genau auf dem Steißbein gelandet. Es scheint nicht nur so, sondern der Rücktritt blockiert beim leichtesten Bremsversuch, da die Sicherungsschelle gerissen ist. Also vorsichtig weiterfahren und nur noch die Handbremse benutzen. Nächste Kreuzung – ich fliege über den Lenker, schlage mit der linken Hand auf, dann mit dem rechten Knie, rutsche über den Asphalt und stoppe mich mit dem Handballen. Das war dann wohl doch wieder die Rücktrittbremse, verdammte Routine. Knie blutet wie sau, beide Hände tun höllisch weh, die letzten zehn Kilometer fahre ich auf dem Gepäckträger sitzend und stoße mich dabei laufradmässig wechselweise mit den Füßen am Boden ab, die Pedale meide ich nun wie der Teufel das Weihwasser.

Unterwegs komme ich an einem Blutspendedienst vom Roten Kreuz vorbei und überlege kurzzeitig, ob dort auch Blut aus frischen Wunden angenommen wird, nehme stattdessen aber einen Schluck Wasser, um einen kühlen Kopf zu bewahren. Kurz vor dem Ziel dann ein mittelgroßes Eis, Abends gegrillter Spargel, wieder eine spannende Radtour hinter mich gebracht. Glück im Unglück, das hätte richtig schief gehen können.

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