Sportograf Tom Janas im Elfritzel-Interview

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Wir haben uns mit Tom Janas unterhalten, dem radsportverrückten Mitbegründer des Fotodienstleisters Sportograf. Im exklusiven Elfritzel-Interview verrät er, wie man Streckenfotograf wird und was er und sein fleißiges Team im Winter machen. Das Gespräch fand an der Ziellinie des Münsterland Giro statt.

Tom, Du stehst hier als Fotograf im Zielbereich. Was sind Deine Aufgaben bei Sportograf?

Heute bin ich zusammen mit einem Kollegen verantwortlich für das Fototeam und es ist ein sehr anspruchsvolles Rennen für uns, wenn nicht das anspruchsvollste – es ist nämlich ein Rennradrennen mit sehr vielen Teilnehmern und ganz wenig Höhenmetern, ich glaube null Höhenmeter um genau zu sein, und das bedarf großer Vorbereitung und angemessener Logistik. Wir sind mit zwei Sprintern angereist, haben drei Fotomotorräder im Einsatz, ein Motorrad pro Distanz, denn ohne kann man diese großen Mengen und großen Windschattengruppen überhaupt nicht fotografieren.

Was waren Deine Highlights im zurückliegenden Radsportjahr?

Oh, was ich nicht vergessen werde, und ich muss sagen, ich sehe das sogar im positiven Sinne, war der Wetterumschwung nachts bei „Rad am Ring“ am Nürburgring, wo sie sogar das Rennen für vier Stunden abbrechen mussten. Uns sind die Zelte weggeflogen, es hat so gefetzt und geregnet, dass Radfahrer trotz Licht Schwierigkeiten hatten, die Fahrbahn zu erkennen – und ich meine, der Nürburgring ist fünfzehn Meter breit, also das bleibt mir sicherlich sehr stark in Erinnerung.

Was macht ihr bei solchen Wetterverhältnissen mit eurem Equipment? Wie macht ihr das bei Wind, Sturm, Regen, Schnee?

Das sind sehr hochwertige Geräte, die sind eigentlich abgedichtet, ich glaube an meiner Kamera sind alle 42 Knöpfe abgedichtet, aber natürlich hält das bei solchem Daurerregen nicht ewig. Wir montieren weder Regenschirme oder haben Profiregenverkleidung, wir helfen uns manchmal mit ganz normalen Hilfsmitteln, wie Panzertape und Butterbrottüten. Das funktioniert auch, man wird kreativ nach einem Sommer wie im letzten Jahr zum Beispiel.

Also das heisst, auch wenn es wolkenbruchartig regnet, Du stehst mit der Kamera im Regen und die läuft, ohne dass Du unter einem Schirm sitzt?

Ja logo, wir arbeiten bei jedem Wetter, wir können uns das nicht aussuchen, Wetter ist für uns kein Parameter. Das passiert sehr oft, auch vom Motorrad aus.

Bist Du hauptberuflich als Fotograf tätig?

Ja, das hat sich so ergeben. Zusammen mit meinem Geschäftspartner Guido Holz haben wir Sportograf gegründet, vor acht Jahren. Wir waren noch Studenten und da war eine Menge Idealismus dabei. Die Radsportler waren mit allem unzufrieden, was es in dem Bereich damals gab, es waren meistens noch teure Papierabzüge, und dann haben wir einfach gedacht, da wir technisch versiert sind, o.k., lass uns etwas starten, einen Fotoservice, rein digital, mit superschnellen Lieferzeiten und endlich mal bezahlbar, so dass die Leute die Bilder und uns mögen. Und, ja, das hat in den ersten drei Jahren viel Eigendynamik entwickelt, mittlerweile machen wir nichts anderes mehr.

Bleibt Dir da noch Zeit, um selber Rad zu fahren?

Oh ja, auf jeden Fall! Sowohl Guido, als auch ich, wir sind radsportverrückt! Ich bin dieses Jahr Nove Colli gefahren (Anm.: „Neun Hügel“, ein Amateurradrennen in der Emilia-Romagna), letztes Jahr den Ötztaler in knapp achteinhalb Stunden, ich bin das „Race Across America“ in einem Team von vier Leuten mitgefahren und sehr viele lange, verrückte Mountainbikerennen. Ich bin eher der Mountainbiker, Guido fährt viel Rennrad und läuft auch, der ist mit meinem Bruder Gregor, der auch bei uns arbeitet, den Transalpine-Run gelaufen, das ist der härteste Lauf der Welt, mit 19.000 Höhenmetern, acht Tage über die Alpen, da habe ich auch einen Riesenrespekt vor. Also, wir versuchen, wie es nur möglich ist, zu tranieren, selbst Rennen zu fahren. Das ist zeitlich natürlich schwer, weil unser Geschäft einfach ein Saisongeschäft ist. Wir sind wie eine Eisdiele, die im Herbst zu macht, und wir arbeiten sieben Tage die Woche, das ist relativ anstrengend.

Ihr seid bei allen großen Radsportveranstaltungen in Deutschland und bei vielen in Europa vertreten, viele Teilnehmer reisen ebenfalls von Rennen zu Rennen. Ist es schon mal vorgekommen, dass ihr Sportler auf der Strecke oder auf den Fotos wiedererkennt?

(lacht) Klar, gerade eben noch vorgekommen! Man kennt irgendwann die Teams, zum Beispiel die Leute von Pirate, oder erkennt sie am Trikot, oder sogar am Gesicht, das ist in der Tat verblüffend, ja, man denkt jedes Mal wie klein die Welt doch ist, es passiert immer wieder. Wir haben aber übrigens starke Konkurrenz und sind nicht alleine am Markt. Es gibt auch andere Firmen, die das machen, das ist auch sehr gut, das belebt das Geschäft. Man muss sagen, wir haben einiges stark verändert, die anderen haben die Preise nach unten korrigiert, und ich glaube das ist jetzt mehr im Sinne des Radsportlers, weil egal wo er Bilder kauft, mittlerweile gibt es die überall digital im Paket und bezahlbar.

Schaut ihr euch nachher die Fotos an? Trefft ihr nach einem Rennen manuell eine Auswahl, wie ein Bildredakteur, oder wird das per Software ausgewertet, zugeordnet, bereitgestellt?

Tja, das ist eines unserer Firmengeheimnisse. Bei den ganzen Bildermengen kann man sich denken, dass nicht alles von Hand geht, sondern auch automatisch. Die eine Sache ist die Zuordnung der Startnummer, die andere Sache ist die Qualitätskontrolle. Bei der Qualitätskontrolle machen wir noch sehr viel manuell, weil wir da auf Nummer sicher gehen wollen, das heisst, unscharfe Bilder oder verwackelte, die sollten nicht unbedingt mit rein, und die Nummernerkennung hängt letzten Endes von der Größe der Startnummer und von der Sportart ab. Aber das kann auch hektisch werden, wir hatten Wochenenden mit deutlich über 500.000 Bildern.

Ist mit dem Münsterland Giro die Saison für Euch zu Ende oder habt ihr insgeheim noch die eine oder andere Veranstaltung im Winter, wo ihr euch schon drauf freut, vielleicht in einer Gegend, wo es etwas wärmer ist? Oder macht ihr wirklich die Tore zu?

In der Tat versuchen wir immer, mit Gewalt die Saison möglichst weit in die Länge zu ziehen und im nächsten Jahr früher anzufangen. Zum einen um nicht einzurosten, zum anderen um eben die Welt zu bereisen und das ist unser Dankeschön an die fleissigen guten Fotografen, wir laden sie zu besonderen Events ein. Seit gestern sind drei Leute im Flieger nach Australien, fotografieren da zwei 24-Stunden-Rennen, wir fotografieren Ende Oktober noch in Südafrika ein Mountainbikerennen und im November in Beverly Hills, Miami, ein Radrennen, das sind Rennen, wo wir nicht unbedingt Gewinn machen, weil die ganze Reise und die Flüge so teuer sind, aber das ist von Guido und von mir eine Art Dankeschön an die besonders fleissigen Fotografen, dass sie ein bischen rumkommen und die Welt sehen, und das geht eben wunderbar nach unserer Saison, weil auf der Südhalbkugel fängt es dann an, richtig warm zu werden. Das stört uns ja auch nicht im normalen Geschäft, im August oder Juli wäre nicht daran zu denken. Wir machen ab und zu auch Winterläufe, Skilanglaufrennen oder Skirennen, da ist aber auch „außer Spesen nichts gewesen“, also mehr oder weniger ein Hobbyausflug. Also, eigentlich ist bis März / April Ruhe.

Das klingt natürlich gut, dass ihr als Dankeschön schon mal eure Fotografen zu solchen besonderen Events einladet. Wie kann man denn bei euch Fotograf werden? Sprecht ihr Leute an oder bewerben sich Fotografen bei euch?

Sowohl als auch. Also, wir haben jahrelang akquiriert, im Winter nach fähigen Leuten gesucht, mittlerweile hat die Tour (Anm.: Tour Magazin), wie ihr auch, einen Artikel über uns geschrieben, da sind recht viele Bewerbungen gekommen. Wir wählen die Fotografen streng aus, es gibt Equipmentrichtlinien, man kann nicht mit einer Hobbykamera bei uns fotografieren. Wenn es anfängt zu regnen, müssen wir sicherstellen, dass die Kamera noch weiter läuft, aber ansonsten sind wir sehr offen.

O.k., Tom, dann will ich Dich jetzt nicht länger aufhalten, Du musst zurück an die Strecke, es kommen jetzt gleich die ersten Fahrer von der langen Distanz, von der 120-km-Distanz vom Jedermannrennen, und wer als erstes übers Ziel fährt, den willst Du im Bild haben, denke ich.

Ja, nach Möglichkeit. Wir sind zwar gerade zu viert im Ziel, aber in der Tat stehe ich hier so ein bischen unruhig, wie auf heißen Kohlen, ich bin es nicht gewohnt, wenn Leute ins Ziel fahren, nicht selber im Zielbereich zu sein, aber mir hat es Spaß gemacht, das Interview – und Hut ab, dass Du selber mitgeradelt bist, finde ich sehr sympathisch! Und wir wünschen euch sehr viel Erfolg mit elfritzel.de, das ist eine sehr tolle Seite!

Danke für das Gespräch. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit dem Geschäft!

Hey, vielen Dank.

– – –

(Das Gespräch führte El Fritzel am 03.10.2013 in Münster.)

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Weitere Informationen zu den Angeboten von Sportograf gibt es unter sportograf.com.

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