Alexander Donike ist ein ehemaliger Amateur-Radrennfahrer und heute der ranghöchste UCI-Kommissär in Deutschland. Im Gespräch mit El Fritzel verrät der sympathische Rheinländer, bei welchen Rennveranstaltungen er aktiv ist und wie man 4.000 Hobbysportler über einen Bahnübergang leitet.
Alexander, welche Aufgabe hast Du hier beim Münsterland Giro?
Ich bin beim Münsterland Giro als Rennleiter unterwegs, ich bin für Startblockeinteilung, Startblockaufbau, Aufstellung, Ergebniserstellung und dann natürlich auch nachher für die Reklamationen, die aufkommen, Beschwerden gegen das Ergebnis oder gegen die Organisation, zuständig.
Kann ich mir das so vorstellen, dass Du morgen früh da stehst und die Jedermänner in ihre passenden Startblöcke schickst? Oder steht da ein großes Team dahinter und Du hältst die Fäden in der Hand?
Ja, genau so ist es. Es steht ein großes Team dahinter. Die Leute können sich online anmelden, wir haben einen sehr guten Dienstleister mit rad-net, die die Einteilung der Teilnehmer in die Startblöcke nach einem sehr ausgefuchsten System vornehmen. Da spielen also Vorjahreserfolge, Zwischenstände im German Cycling-Cup oder auch sonstige sportliche Aktivitäten eine Rolle bei der Startblockeinteilung. Am Renntag stehe ich eigentlich nur vorne und achte darauf, dass wir die Startzeiten einhalten, dass wir unterwegs auf keine geschlossenen Bahnübergänge treffen oder sonstige Hindernisse. Wir müssen dann natürlich auch sehen, dass wir drei Rennen haben, die hintereinander her laufen. Da wollen natürlich alle Sportler eine offene Strecke und alle wollen gut und sicher in Münster wieder ankommen.
Viele Radsportler, Jedermannteilnehmer und Zuschauer fragen sich, wie das mit den Bahnübergängen funktioniert. Sprecht ihr das mit der Bahn ab oder ist das ein ausgetüftelter Zeitplan, dass die drei Rennen in den Momenten durchfahren, wo tatsächlich der Fahrplan keine Fahrt vorsieht?
Sowohl als auch. Es ist schwierig, wenn wir ein Feld haben von 1.750 Leuten, die ja mit einer Bandbreite von 28 bis 44 km/h unterwegs sind sicherzustellen, dass niemand auf einen geschlossenen Bahnübergang trifft. Darum ist man immer gut beraten, wenn man möglichst alle Bahnübergänge weglässt. Auf der anderen Seite ist es so, dass am Tag der Deutschen Einheit der Fahrplan doch nicht so eng getaktet ist. Wir versuchen mit den einzelnen Rennen jeweils das Loch zu treffen, an dem der Bahnübergang offen ist. Aber auch da kommt es dann oft in der Planung auf eine Minute mehr oder weniger an, um auch für die Letzten sicherzustellen, dass es keine Behinderungen gibt.
Jetzt ist der Münsterland Giro ja sicherlich eines der schönsten Rennen in der Jedermann-Radsportserie in Deutschland. Aber das ist nicht das einzige Rennen, wo Du aktiv bist. Wo bist Du sonst noch mit von der Partie?
Ich bin bei insgesamt vier Radsportveranstaltungen mit im Boot, das ist einmal Rund um Köln, dann das Rennen auf dem Hockenheimring, auf dem Nürburgring und halt der Münsterland Giro. Jedes einzelne Rennen hat eine einzelne Charakteristik, jedes Rennen hat eigene Höhepunkte, Alleinstellungsmerkmale. Rund um Köln findet auf der original Profistrecke statt, auf dem Hockenheimring fahren wir nur auf dem Grand Prix Formel-1-Rennkurs, beim Nürburgring ist das Besondere, dass wir auf dem großen Nürburgringkurs durch die Grüne Hölle fahren. Ein sehr interessanter aber auch sehr schwerer Rennkurs. Und Münster lebt durch den Wind, durch die massenhafte Beteiligung und natürlich auch dadurch, dass es das letzte Rennen des German Cycling-Cup ist. Hier geht es um alles. Hinzu kommt, dass Münster eine absolute Fahrradstadt ist und die Beteiligung oder auch die Begeisterung der Leute hier vor Ort ist unglaublich.
Kannst Du heute schon rückblickend auf das Jahr sagen, was ein absolutes Highlight war?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe sehr viele interessante Radrennen in diesem Jahr gesehen. Für mich persönlich war es der Besuch in China. Ich habe die China Lake Tour gemacht, eine Tour, die auf dem Tibetanischen Hochplateau stattfindet. Wir waren zweimal auf 4.200 Metern Höhe und das war für mich das Beeindruckendste in diesem Jahr.
Verstehe ich das richtig, da bist Du selber mitgefahren oder hast Du das organisiert, begleitet, beobachtet, …?
Ich bin in zwei Funktionen unterwegs, ich bin mit meiner eigenen Firma im Jedermann-Bereich tätig, bin also da als Organisator mit dabei. Bin aber nebenher – nebenher ist vielleicht nicht ganz richtig, bei 100 bis 120 Tagen im Jahr – im organisierten Lizenzradsport tätig, besitze die höchste Schiedsrichterlizenz, die der Weltradsportverband vergibt, habe in dieser Funktion 22 Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele in Peking machen dürfen, habe auf allen fünf Erdteilen Radrennen geleitet und bin da in dieser Funktion doch schon sehr weit rumgekommen.
Frage zum Schluss, fährst Du selber noch Rad?
Ja, ich fahre auch selber noch Rad. Ich habe einen Sohn und eine Tochter, die beide im Radsport ein bisschen tätig sind. Der Sohn ein bisschen mehr, die Tochter ein bisschen weniger. Aber ich habe nach wie vor Spaß am Radfahren wenn das Wetter schön ist. Wenn es kalt ist und regnet ist meine Lust eigentlich ziemlich gering.
Dann vielen Dank und einen erfolgreichen Tag morgen.
Danke.
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(Das Gespräch führte El Fritzel am 02.10.2013 in Münster.)