Interview mit Anke Alfert vom ROSE Team Münsterland

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Der Münsterland Giro bildet traditionell den Abschluss der Radsportsaison in Deutschland und ist das Finale des German Cycling-Cup (GCC). Eines der Teams, die an der gesamten Rennserie teilnehmen, ist das ROSE Team Münsterland. Wir haben nach dem Rennen mit einer Teamfahrerin gesprochen.

So, wir sprechen mit Anke Alfert, Teilnehmerin beim diesjährigen Münsterland Giro.

Hallo.

Anke, ich frag einfach mal, wie ist es gelaufen?

Ja, es ist ganz gut gelaufen für mich, eigentlich bis zum Kilometer 40, da war ich nämlich in der ersten Gruppe, und ich hab mich total gefreut, dass ich so super dranbleiben kann und dann versagten die Beine, bei diesem permanenten Gegenwind, das war wirklich ganz schlimm, weil das große Feld auf den großen Straßen, wenn’s darauf ging, sofort wieder volles Brett angezogen hat und alles rausgeholt hat und, ja gut, da konnte ich dann nicht mehr, ich war dann wirklich definitiv abgeschlagen, völlig mutterseelenallein auf der Straße und, Du kennst das ja, das tut weh, das kränkt ja nicht nur die Beine, sondern auch die Eitelkeit. Das war nicht so schön. (lacht).

Ja. (lacht)

Da habe ich noch jemand anderen gefunden, der von hinten kam und jemand von vorne, der sich zurückfallen ließ, da waren wir ein bisschen zu dritt und viert. Und dann kam irgendwann eine Gruppe von hinten aufgefahren, mit der wir dann gut mithalten konnten. Da musste man jetzt nicht mehr so kämpfen, da dranzubleiben, aber da ist natürlich klar, dass das Rennen gelaufen ist, weil man in der zweiten Gruppe ist und nicht in der ersten.

Jetzt muss ich aber mal kurz fragen, bei Kilometer 40 hat sich da so ein Loch aufgetan. Welche Distanz bist Du denn gefahren?

Die 95er Strecke bin ich gefahren. Wobei, die soll ja angeblich ein bisschen eingekürzt worden sein, dadurch dass die den Streckenverlauf kurzfristig noch mal ein bisschen verändert haben. Aber das war die mittlere Distanz.

Genau. Die 95er, die heißt nach wie vor 95er, ist aber eigentlich eine 92er. Ungefähr so.

Ja.

Seit wann fährst Du eigentlich Rennrad?

Rennrad fahre ich jetzt seit 2000.

Also seit 13 Jahren.

Genau, das hat angefangen mit meiner Kollegin. Die fuhr immer schon mit dem Mountainbike zur Arbeit, nach Hamm, also 45 Kilometer. Und nachdem wir uns das einige Jahre angeguckt hatten, haben mein Kollege Josch und ich dann probiert da nachzueifern und haben uns Rennräder zugelegt und sind dann auch mit dem Rennrad zur Arbeit gefahren.

Und wann hast Du angefangen, an Wettkämpfen, an Rennen, an Jedermannveranstaltungen teilzunehmen?

Der erste richtige Wettkampf war 2005, da habe ich an der HEW teilgenommen.

HEW, das war damals das Radrennen der Hamburger Elektrizitätswerke, also seit ein paar Jahren nun die Vattenfall Cyclassics.

Genau, genau.

Beim Münsterland Giro hast Du ja heute nicht alleine, individuell teilgenommen, sondern Du fährst für ein Team, für das ROSE Team Münsterland. Erzähl doch mal was über das Team. Was macht ihr, wer seid ihr?

Also, wir sind ein Team. Uns gibt es jetzt im vierten Jahr und das Motto war eigentlich „In der Region“ und „Für die Region“, das war damals der Impuls, dieses Team auch zusammenzustellen und zum damaligen Zeitpunkt sind zwanzig Fahrer und Fahrerinnen ausgewählt worden, die sich als Jedermannfahrer und -fahrerin verstehen. Man hat, glaube ich, auch darauf geachtet, dass möglichst eine große Streubreite dabei ist, von Jung und Alt, und dick und dünn will ich jetzt gar nicht sagen, (lacht) aber dass vom Leistungsniveau an jeder Stelle was vertreten ist und wir verstehen uns eben nicht als leistungsorientiertes Team, was nur nach vorne fährt, sondern das Hauptmerkmal ist tatsächlich „Jedermann und Spaß dabei“. Der Teamgedanke steht da besonders im Vordergrund. Und das machen wir jetzt schon relativ lange und sind damit auch sehr erfolgreich.

Aber teilweise fahrt ihr Platzierungen ein, die durchaus an semiprofessionelle Teams erinnern.

Ja das ist wohl war. Also so ein Teamgeist, der motiviert so ungemein, dass die Jungs direkt vorne durchstarten. (lacht) Nein, also, ich will sagen, es gibt natürlich auch Fahrer dabei, die sind einfach um Klassen besser als andere Fahrer und das ist auch völlig ok so. Und wir organisieren uns auch selber vom Team, das heißt, es gibt so einen Arbeitskreis, der hauptsächlich ehrenamtlich Funktionen übernimmt und jeder muss sich halt irgendwie auch so einbringen, dass sich das alles so gut organisieren lässt.

Was waren denn so die größten Erfolge, die ihr mit dem Team oder einzelne Teammitglieder bisher gefahren haben?

Größte Erfolge, also ich glaube in diesem Jahr ist das so, dass der Yannick in die Amateurklasse aufgestiegen ist. Das ist ein großer Erfolg, dass heißt leider auch, dass er unser Team verlassen wird oder verlassen muss. Dann ist ein großer Erfolg, dass Matthias Schöpfer-Droop den zweiten Platz beim German Cycling-Cup inne hat in seiner Altersklasse. Und eine Teamkollegin, Christiane Brökelschen, den vierten Platz der Altersklasse belegt im German Cycling-Cup. Das sind schon ganz ordentliche Erfolge.

Ihr seid ja nicht nur ein Rennen gefahren heute, sondern ihr hattet noch ein paar andere Aufgaben.

Genau, wenn wir hier den Jahresabschluss in Münster machen, dann übernehmen wir auch immer einige Funktionen hier während des Rennens und zwar begleiten wir die Kinderrennen, den GIROlino und die Fette-Reifen-Rennen. GIROlino sind diese Rennen mit den Laufrädern für die kleinen Kinder ab drei bis fünf, glaube ich. Und Fette-Reifen startet mit acht Jahren, acht bis zehn und zehn bis zwölf. Da übernehmen wir die Streckensicherung, das heißt, wir fahren vorher und hinterher, da wird den Kindern dann wieder die Kette aufgelegt oder das Fahrrad zurückgeschoben oder bei Stürzen wird geguckt, damit die Kinder einfach begleitet sind und wieder sicher bei den Eltern landen. Das machen wir auch auf jeden Fall.

Was waren Deine persönlichen Highlights in dieser Saison?

Absolutes Highlight war natürlich dieses Rennen hier, wo ich mich ja auch so gut platziert habe. (lacht) (Anm.: Platz 2 AK). Und ein weiteres, das liegt auch noch nicht so lange zurück, das ist der Rothaus RiderMan, wo man wirklich drei Tage lang mit dem Team in dem wunderschönen Ort Bad Dürrheim verbringt und an jedem Tag ein Rennen gefahren wird, also einmal Einzelzeitfahren und dann an zwei Tagen jeweils eine andere Strecke durch die Berge und das ist richtig, richtig super. Der Rik Sauser ist ein unglaublich toller Eventmanager, der das voll im Griff hat. Die Landfrauen backen Kuchen, das ist wirklich sehr schön. Und ein anderes Event, an dem ich teilgenommen habe, war der Nürburgring (Anm.: Rad am Ring). Den habe ich dann noch mal ein bisschen anders kennen gelernt, weil ich da direkt einen Schlauchplatzer hatte bei Kilometer, weiß ich nicht, unter 10. Da war ich ein bisschen traurig, weil das eigentlich auch mein Lieblingsrennen ist.

Offiziell geht die Radsportsaison heute zu Ende. Was hast Du Dir für nächstes Jahr vorgenommen?

Oh ja, nächstes Jahr. Früher einsteigen, mehr Berge, mehr im Wind fahren.

Wind ist ja im Münsterland nicht das Problem.

Ja genau, wir haben ja keine Berge (lacht)

Trainingspartner Wind, geliebt-gehasster Trainingspartner. Aber, wie machst Du das mit den Bergen, hast Du da ein bestimmtes Trainingsprogramm oder fährst Du dann in eine Region, wo Du tatsächlich echte Berge hast.

Also, der Teuto (Anm.: Teutoburger Wald) ist hier ja nicht ganz so weit weg…

Ich spreche von Bergen! (lacht)

(lacht.) Ach so, ja, die Hügelchen des Teutoburger Waldes, die kommen mir da schon sehr gelegen. Und auch die Hügelchen der Baumberge, ansonsten habe ich kein Bergtraining. Das ist leider so.

Wunderbar, dann danke ich Dir für das Gespräch. Und weiterhin alles Gute.

Ja, dankeschön.

– – –

(Das Gespräch führte El Fritzel am 03.10.2013 in Münster.)

Informationen zu Anke Alfert in der Jedermannrangliste. Informationen zum ROSE Team Münsterland gibt es unter team-münsterland.de, die Webseite des Münsterland Giro findet sich unter sparkassen-muensterland-giro.de.

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