Der rollende Tresen
„rad:bar“ ist ein Transportrad mit Laderaum und Tischfläche, entworfen und gebaut von den Leipziger Lastenradspezialisten rad3. Grundlage ist das Bullitt aus Kopenhagen, ein Cargobike vom Typ Long-John, das heißt: ein großes Rad hinten, ein kleines Rad vorne, zwischen Lenker und Vorderrad eine Ladefläche, die Frontlenkung wird mit Stangen übertragen.
Der Antrieb geschieht über eine solide Shimano Alfine Achtgang-Nabenschaltung, gestoppt wird mit Alfine-Scheibenbremsen. Auf der Ladefläche sitzt passgenau ein Schrank aus beschichteten Sperrholzplatten, dessen horizontale Oberseite als Verkaufs- oder Präsentationsfläche dient. Die in Fahrtrichtung rechte Seite kann über eine Falttüre geöffnet werden, dahinter ist Platz für ca. vier Getränkekisten.
Wir leihen uns die rad:bar für ein Wochenende und starten bei der Übergabe ohne nennenswertes Gepäck, am Heckträger hängt eine schmale Tasche, später soll deutlich mehr hinzukommen. Der aufmerksame Mitarbeiter des Lastenradhändlers formuliert den Start so: „Die ersten zwei Minuten sind die Hölle, aber da musst Du durch!“
Unser Testfahrer war schon mit allerlei Rädern unterwegs, jedoch nie mit einem Lastenrad. Im Vergleich zu einem konventionellen Fahrrad wirkt die rad:bar zunächst schwer, träge und unkontrollierbar. Der hohe Aufbau versperrt den Blick auf das lenkende Vorderrad und bleibt dabei gerade, bewegt sich also nicht in Fahrtrichtung. Konstruktionsbedingt ist das vollkommen logisch, für den Kopf etwas irritierend. Aber wie gesagt, das sind die ersten zwei Minuten, danach hat man sich daran gewöhnt.
Wir fahren rund fünfzig Kilometer, der Laderaum ist mit mehreren Taschen gut gefüllt, das Gepäck bringt schätzungsweise 12 Kilo auf die Waage, mit Trinkflasche liegt das Gesamtgewicht nun bei etwa 45 Kilo. Kreisverkehre, scharfe Kurven, kleinere und größere Manöver, alles kein Problem. Ein Lastenrad, insbesondere mit einem Aufbau wie die rad:bar, braucht etwas mehr Kraft in den Beinen, aber wenn es rollt, dann rollt’s!
Aufgefallen ist unserem Testfahrer, dass man recht schnell seine Fahrweise anpasst: lieber auf die rote Ampel langsam zurollen, als wieder neu antreten. Man fährt zudem selbstbewusster, macht sich breit auf der Straße, das ist sicherer und entspannter, als von einem überholenden Auto eingeklemmt zu werden. Eigentlich eine Fahrtechnik, die für jedes Rad als Geheimtipp in Sachen Sicherheit gilt: mach Dich breit, sei präsent, dann wirst Du nicht übersehen – und langfristig vielleicht sogar respektiert.
Technische Daten:
Modell: rad:bar
Hersteller: rad3.de Leipzig
Basismodell: Bullitt Milk Plus
Antrieb: Shimano Alfine 8
Bremsen: Shimano Alfine Disc Brakes
Aufbau: Holzbox / custom made
Reifen: Schwalbe Marathon Supreme 26″ hinten, 20″ vorne
Gewicht (ohne Aufbau): ca. 23 kg
Gewicht (mit Aufbau): ca. 32 kg
Preis: ab 3.650,00 Euro
www.rad3.de