Was für ein Tag! Ich bin ja schon bei vielen Veranstaltungen mitgefahren, aber das hier war irgendwie das erste richtige Rennen.
Seit ein paar Wochen bin ich Mitglied in einem Radsportverein und mit den Kollegen habe ich mich in aller Frühe vor Ort getroffen. Ein freundlicher Anwohner hat uns Parkplätze auf seinem Hof zur Verfügung gestellt und als Bonus auch noch das Gäste-WC. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen Sieg!
Das Wetter war mittelmäßig und hatte viel mit Regen zu tun, also zum Warmfahren erstmal das volle Programm an Schutzkleidung: Helmüberzug, Regenjacke, Regenhose, Überschuhe. Ziemlich kuschelig, aber nur bedingt wettkampftauglich.
Abgesehen von der Regenjacke reduziere ich vor dem Start auf die üblichen Klamotten. Die Wohnung ist voll mit Radsportkleidung, aber warum zum Teufel habe ich keine transparente Weste oder sogar eine im Teamdesign? Nun ja. Die Jacke flattert und sieht sehr unsportlich aus. Nicht gerade regelkonform, aber gut geeignet für unerwartete Angriffe. Haha, Guerillataktik!
Unser Team startet aus den ersten Reihen des vordersten Startblocks, das ist für mich neu und hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass der Heideradcup zwar eines der schönsten Rennen der Region ist, die Teilnehmerzahlen aber aus unerklärlichen Gründen gering sind, vor allem auf der Langstrecke, die hier als Königsdisziplin gilt.
Knall, peng, los gehts. Vermutlich war das der Bürgermeister und zum Glück hat er niemanden erschossen. Auch eine Premiere, bisher habe ich den Startschuss immer nur gehört, nie gesehen.
Es geht moderat los, sowohl fahrtechnisch, wie auch wettermäßig. Später schifft es wie aus Kübeln und eine Attacke jagt die nächste. Die Spitzengruppe ist gut besetzt, wir bleiben zusammen, das Training hat sich gelohnt. Die eher flache Heidelandschaft bietet überraschend viel Wald und einige Anstiege, in der Kombination mit dem Niederschlag ergibt das einen – sagen wir mal – „gripreduzierten Fahrbahnbelag“, oder anders ausgedrückt: die Straße ist glatt wie Schmierseife. Wer hier aus dem Sattel geht, rutscht in den Graben, vor allem auf einem kurzen Anstieg mit Kopfsteinpflaster. Also sitzen bleiben, kein Problem.
Zwischen den Attacken gleicht das Rennen einer verregneten RTF, Bummeltempo wäre übertrieben, es ist eher ein gemütliches Rollen. Und dann gehts wieder los, zack, vorne einer weg, andere hinterher, alle hinterher, und so weiter. Und jedes Mal ein mordmäßiges Geschrei, wenn sich ein potentieller Ausreißer heimlich an der rechten oder linken Seite nach vorne mogeln will.
Ursprünglich war ich für die kürzere Distanz gemeldet und meine innere Uhr sorgt dafür, dass ich exakt bei Kilometer 110 die Beine hoch nehme. Die Spitze fährt ohne mich weiter und bis ins Ziel fahre ich mit wechselnden Einzelkämpfern, denen es scheinbar ähnlich geht wie mir.
Am Ende stehe ich zum ersten Mal auf dem Podest, weil unser Team einen guten Platz in der Mannschaftswertung belegt hat. Und mittlerweile hat sogar der Regen aufgehört. Ein toller Tag, gerne wieder!