Rad am Ring 2014 (Rennbericht)

Was für ein Wochenende! 48 Stunden Rad am Ring und wir sind gefühlt in allen Wertungen Erster! Unser Ergebnis muss man nicht lange suchen, einfach in den Listen ganz runterblättern und dann wieder ein bischen rauf, aber dazu später mehr.

Wir waren als Viererteam angemeldet, dann sind Nummer 3 und 4 kurzfristig ausgefallen, mit Fahrer Nummer 5 haben wir großartigen Ersatz gefunden, waren aber schliesslich nur noch zu dritt.

Der Plan war folgender: Anreise am Vortag, Aufbau, Testrunde, essen, schlafen. Tagsüber fährt jeder eine Runde, nachts jeder zwei, dann können die anderen ein wenig ruhen. Nummer 1 hat die meiste Rennerfahrung und startet als erster mit der Masse, Nummer 2 danach und als letzter ich, weil ich mit den Vorbereitungen sowieso immer am längsten brauche.

Der Transponder kommt mit Kabelbinder an die zweite Trinkflasche, das erleichtert die Übergabe. Wechsel ist in der Nähe vom Zelt und als ich dran bin, warte ich auf Nummer 2, dessen Ankunftszeit ich nur grob einschätzen kann, also lieber zu früh als zu spät warten.

Hunderte kommen auf mich zu und fahren vorbei, ich halte Ausschau nach einem dunklen Rad, dunklem Helm, hellem Trikot und gelber Zweitflasche, vieles davon sehe ich, nie stimmen alle vier Merkmale, Mist, ach – da kommt er, noch voll im Schwung, fährt weiter, an mir vorbei, Übergabe im Fahren, sein Blick sagt alles, ich springe aufs Rad, Vollgas durchs Fahrerlager, hinterher, ich bin an ihm dran, Fehlstart! Es war nicht mein Kollege, der ist wohl noch auf der Strecke.

Also zurück zum Wechselpunkt, wieder warten, Nummer 2 winkt und ruft meinen Namen, wunderbar, er ist es wirklich.

Vor mir liegen 26 Kilometer, 580 Höhenmeter und über 90 Kurven. Vor zwei Jahren bin ich hier schon gefahren, die Strecke kenne ich also grob, es ist trotzdem der Hammer.

Die Fuchsröhre schiesst man bei 11 Prozent Gefälle runter und mit dem Schwung den nächsten Hügel rauf, dann kurvig bis zur Exmühle abwärts, bis zur Hohen Acht nur noch rauf, zum Teil bei 17 Prozent Steigung. Wer hier mit rundem Tritt fährt, ist wirklich gut trainiert, alle anderen klettern wie Bergsteiger, viele steigen ab und schieben.

Nach der Fuchsröhre habe ich das erste Kreuz gemacht, hier das zweite, das Gröbste ist geschafft, fast die halbe Strecke kommt noch, aber es kann nicht mehr viel passieren.

Der Kurs durchs Fahrerlager zieht sich fast endlos, zwei Kilometer entlang an Zelten, Pavillons und Liegestühlen, es riecht nach Sonnencreme und Grill, essen könnte ich auch schon wieder.

Am Wechselpunkt steht kein Fahrer, ich rolle weiter, vielleicht ist was passiert, soll ich zwei Runden fahren? Vielleicht steht er weiter hinten, ich fahre bis zum Ende, so ein Quatsch, wir sind zum Spaß hier, zurück zum Camp, Fahrer 1 hat die Zeit verpennt, egal, ich bin durch, er startet am Zelt.

Die nächsten Wechsel gehen reibungslos, jeder fährt eine Nachtrunde, dann legen wir uns schlafen, uns fehlt wirklich der vierte Mann.

Einmal nachts die Nordschleife fahren ist unbeschreiblich, alleine dafür hat es sich schon gelohnt. Oben Sterne, gestreifte Kurvensteine seitlich, vorne lauter Glühwürmchen in Rot.

In der Morgensonne geht es weiter, jeder fährt noch zwei Runden, es reicht, obwohl wir sogar noch ein weiteres Mal hätten fahren dürfen.

In der Viererwertung belegen wir einen der letzten Plätze, ganz nach dem Motto „Die Nacht ist nicht allein zum Radeln da …“ oder so ähnlich.

Ich bin total zufrieden, es hat sich so was von gelohnt. Aber für 2015 wünsche ich mir ein paar Kilos zurück, dann komme ich die Fuchsröhre noch schneller runter. Vmax 86.5, da ist noch Luft nach oben!

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