1:0

Geniale Idee: Deutschland steht im letzten WM-Spiel der Gruppenphase, da gehe ich doch Rad fahren! Nicht so genial: Um 17.45 Uhr zum Treffpunkt radeln, die Autofahrer sind um die Zeit nämlich unterwegs, als gäbe es kein Morgen. Zehn Beinahunfälle auf sechs Kilometern, so zumindest mein subjektiver Eindruck.

OK, kollisionsfrei angekommen, los gehts mit drei Trainingspartnern, die das Spiel offenbar schon gesehen haben oder sich heute genauso viel oder wenig dafür interessieren wie ich.

Die Straßen sind frei, kein Mensch zu sehen, ganz selten mal ein Auto. Einerseits schön, andererseits gruselig, es könnte ja auch ein Atomkraftwerk explodiert sein. Ach Quatsch, was rede ich da. Die Pedale knarzen, das ist fast beruhigend, weil jetzt, nachdem ich so ziemlich alles am Antrieb ausgetauscht oder repariert habe, bleibt nicht mehr viel übrig – es müssen die Pedale sein!

Rechtskurve, ich gebe Handzeichen, schon wieder so ein Blödsinn, die Straße knickt nach rechts und alle wissen, dass es hier ohnehin keine andere Möglichkeit gibt. Vielleicht macht mich die Stille schon ganz verrückt. Oder das Wetter. Bei lockerer Bewölkung losgefahren, dann durch eimerweise Regen, jetzt scheint die Sonne und es ist ein phantastischer Abend. Wir fahren noch eine Ehrenrunde um den See, und noch eine zu zweit, und noch eine alleine. Toll.

Jetzt aber ab nach Hause. Das Spiel ist aus, keiner hupt, kein Gegröhle, vermutlich hat Deutschland verloren. Fußgänger, Rad- und Autofahrer, alle haben leicht einen sitzen, sieht zumindest so aus, also gut aufpassen.

Oha, das Internet sagt 1:0 gewonnen, wer hätte das gedacht!

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