MTB-Festival Tegernseer Tal 2014 (Rennbericht)

Premiere – mein erstes Mountainbikerennen! Nachdem letztes Jahr die Veranstaltung wegen Unwetter und Hochwasser abgesagt wurde, gab es dieses Jahr einen neuen Versuch bei besten Wetterbedingungen: niederschlagsfrei und nicht zu heiß, im Wald vielleicht ein paar feuchte Wurzeln, aber dazu später mehr.

Von meiner Unterkunft bis zum Festivalgelände sind es 20 Kilometer und knapp eine Stunde Fahrt, mit den Startunterlagen habe ich mir gestern also gleich eine kleine Vorbelastung geholt. Die Ausschilderung ist perfekt, an der Seestraße hängen große Tafeln, das Gelände ist nicht zu verfehlen. Wenn die Schilder auch im Wald hängen, kann nichts mehr schiefgehen.

Also kurz ins riesengroße Festzelt und danach zu schätzungsweise fünfzig Ausstellern, die in Trucks oder unter Pavillons verschiedenste radsportspezifische Produkte und Leistungen anbieten. Die Stimmung ist super, ich bekomme einen selbstgebackenen Keks geschenkt (sehr lecker! Danke an girlsridetoo.de!), ein Bier und eine Wurscht plus Semmel.

Durch die Lautsprecher kommen ein paar Ansagen, es gibt verschiedene Kinderrennen, dann Live-Musik zum Nudelbuffet. Die Beschallung ist unfassbar laut, geschuldet ist das vermutlich dem weiten Teilnehmerspektrum zwischen soundgeschädigter Jugend und altersbedingter Schwerhörigkeit. Meine Ohren sind ziemlich in Ordnung und sollen das auch bleiben, also leihe ich mir bei einem Aussteller ein Rad und entferne mich ein Stück vom Gelände. Irgendwo geht ein Weg hoch, warum nicht, ist halt so in der Gegend hier. Relativ steil der Weg, na gut, werde ich schon schaffen, aber zu viel Körner am Vortag verpulvern ist auch nicht so gut. Also irgendwo wieder runter, gewiss nicht weniger steil. Gut, wie sich später rausstellte war das ein Teil der Strecke D, die ist im Plan schwarz und als sehr schwer markiert, mehr geht nicht. So viel also zum Thema Vorbelastung, ich muss ja auch noch zurück zu meinen Gastgebern.

Für den Renntag plane ich knallhart: viel essen am Vorabend, nichts zum Frühstück, mit dem Auto zum Start – und dann ab die Post. Auf der Suche nach den Startblöcken stehe ich plötzlich mittendrin, viel Zeit bleibt auch nicht mehr. Um mich herum lange Beine, dicke Waden, fette Reifen, viele Dämpfer, alles bunt gemischt. Ich fahre mit einem Hardtail, das machen viele, meine Schaltung hingegen ist hier sehr exotisch: eine vierzehn Gang Nabenschaltung. Der Mann im Servicezelt wusste sogar fröhlich zu berichten, dass ich der einzige damit sei. Juchhu, vielleicht gibt das ja einen Sonderpreis für den Starter mit dem verrücktesten Antrieb!

Paff! Eine Konfettikanone (Wie geil ist das denn bitte, bin ich vielleicht doch in Köln gelandet …?) startet das Rennen, die ganze Meute fährt gemeinsam. Zuerst Asphalt, bis Kilometer 4 keine nenneswerte Steigung, die Gruppe sortiert sich aber schon deutlich in Ausflügler und Podiumskandidaten, ich sortiere mich also irgendwo ins weite Mittelfeld.

Der erste Berg wird irgendwann so steil, dass alle schieben und meine Tacho in den Ruhemodus geht. Zwischendurch sogar Tragepassagen, das weckt Erinnerungen an diverse Transalps.

Die Abfahrt ist perfekt und macht Spaß, das Feld mittlerweile weit auseinandergezogen. Die Schilder entlang der Strecke sind nicht so toll, ich muss mehrmals abbremsen, um an Abzweigungen die Richtung zu erkennen. Deutlich besser sind die Punkte, an denen Streckenposten die Richtung weisen wie Fluglotsen auf dem Rollfeld – weihin sichtbar und ein super Service. Ich kann mich an kein Rennen erinnern, bei dem ich so oft im Vorbeifahren mit Helfern gescherzt und mich bedankt habe!

Kilometer 35, es geht in den nächsten Anstieg. Laut Streckenprofil am Cockpit (Hehe, als Aufkleber im Starterbeutel, wieder so ein cleverer Service vom Veranstalter!) ist der Berg nicht so steil, die Abfahrt jedoch krass: Wurzelstufen, Matschepamp, ich versinke bis zu den Knöcheln im Waldboden, allerdings bin ich vorher schon abgestiegen. Hier ist also Stolpern angesagt, steil bergab mit Rad an der Hand.

Danach eine Forstautobahn, das heisst breiter Weg, Schotter, eine handtuchbreite Fahrspur von den Schnelleren. Besser wäre weniger Schotter, dann muss man nicht so höllisch aufpassen. Die Abfahrt vom ersten Berg war rasant und perfekt, hier passe ich einmal nicht auf, komme in den Schotter, das Rad rutscht weg, in Schräglage bremse ich noch weit ab, dass es bei ein paar Kratzern und einer saublöden Platzwunde am Knie bleibt. Nicht wirklich schlimm, sieht aber brutal aus, das Blut läuft bis in den Schuh und vermischt sich mit lecker Waldbodenmatsche.

Jetzt also noch ein Anstieg. Ich denke mittlerweile, mensch Leute, den dritten Berg hätte ihr echt mal weglassen können, warum sollen wir den auch noch fahren. Aber gut, Strecke B hätte einen Berg weniger gehabt, meine Entscheidung. Ich muss schmunzeln, weil einem manchmal beim Radfahren so saublöde Gedanken kommen.

Kilometer 63. Die letzte Abfahrt hat als Überraschung nasse Steine, schön stufig, verblockt, super ätzend, für mich nicht fahrbar. Ich wünsche mir ein vollgefedertes Rad mit armdicken Reifen und zwar sofort. Der Wunsch geht in Erfüllung, es kommen drei Stück, ich mache Platz und lasse die Fahrer vorbei.

Über Forstwege geht es die letzten sechs Kilometer tendenziell bergab, tendenziell heisst, es geht durchaus noch mal rauf, aber viel kommt nicht mehr. Unten am Festivalgelände noch eine halbe Runde um den Sportplatz (wie schön!), die Zieleinfahrt ist phantastisch, jubelne Zuschauer, super Stimmung – kein Wunder: der Sprecher hat bei der Zieldurchfahrt gerade meinen Namen durchgesagt!

Tolles Festival, gerne wieder!

VN:F [1.9.22_1171]
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