Leihradfahrten

Das Auto ist in der Werkstatt und die Gaststätte, in der ich zum Essen verabredet bin, liegt in einer finsteren Seitenstraße eines entfernten Stadtteils. Es gibt dort keine Fahrradbügel und auch keine sonstigen Anschliessmöglichkeiten in der Nähe. Zum Glück weiss ich das vorher und nehme die Straßenbahn, obwohl es eigentlich eine gute Gelegenheit gewesen wäre, mal wieder wenigstens ein paar Kilometer zu radeln.

Auf dem Rückweg stolpere ich quasi über eine Fahrradstation – wie praktisch! Im Amsterdam der Neun­zi­ger­jah­re war es durchaus üblich, nachts kurzerhand ein gebrauchtes Fahrrad von zwielichtigen Straßenhändlern zu kaufen, um sich die Taxifahrt zu sparen. Heute gibt es in modernen europäischen Großstädten Fahrradverleihsysteme, was etwas weniger aufregend ist, aber erstens ist es legal und zweitens günstiger.

Für einen Euro fahre ich also auf einem soliden und verkehrssicheren Rad bis zum übernächsten Stadtteil. Wäre ich neben meiner Begleitung gelaufen, die ihr Rad dann hätte schieben müssen, wären wir auch angekommen, hätten aber deutlich länger gebraucht. Ach so, der Gepäckträger. Nein, keine Option. Es ist nahezu ausgeschlossen, auf ihrem Rad als zweiter Passagier mitzufahren, das Leihrad war eindeutig die bessere Wahl.

Am nächsten Morgen steht das Rad noch an der Station, an der ich es nachts zurückgegeben hatte – perfekt! Für einen weiteren Euro fahre ich zur Werkstatt, gebe das Rad in der Nähe ab, hole das Auto und bin wieder zu Hause.

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